Sprache – Fluch oder Segen ?
...das ist hier die Frage.
Welches Lebewesen auf diesem Planeten kann sprechen? Nur der Mensch.
Kein Stein, kein Bach, kein Baum, keine Blume, keine Ameise, keine Biene, kein Elefant, kein Affe, kein Vogel, keine Schlange, kein Delfin, kein Wal, kein anderer Fisch und kein anderer Vogel, nichts kann sprechen wie der Mensch.
Das heißt nicht, dass diese vielen anderen existenten Daseinsformen nicht kommunizieren könnten, oh nein, das heißt es mit Bestimmtheit nicht, denn viele von ihnen sind den Menschen in vielem überlegen und auch in der Kommunikation.
Von der Sprache abgesehen gibt es viel stärkere Tiere, viel ausdauerndere als der Mensch, viel schnellere und sogar fliegen können andere Geschöpfe, aber auch unter Wasser tauchen sie länger und schwimmen besser als der Mensch, springen höher und weiter und und und....
Und sie verständigen sich untereinander sehr gut über die verschiedensten Möglichkeiten, über Schwingungen, über äußere Zeichen, über Düfte, über Ultraschall und so weiter. Es gibt Bäume, die warnen ihresgleichen über viele Kilometer weit, wenn eine Tierherde im Anmarsch ist und Gefahr droht, alle Blätter zu verlieren. Dann produziert der gewarnte Baum ein Gift und seine Blätter werden giftig, sodass die Tierherde nur einige davon abfrisst und die Ungenießbarkeit feststellt und weiterzieht, was den ansonsten sprachlosen und fast bewegungslosen Baum gerettet hat.
Die Bienen verständigen sich über Flugbilder, wo gerade die besten Blüten für's Nektar sammeln zu finden sind, die Ameisen bilden Staatengemeinschaften, wo jeder seine Aufgabe hat, nichts aus Egoismus macht, sondern an der ihm zugedachten Stelle für die Gemeinschaft wirkt. Viele Raubtiere zu Lande und auch im Meer verständigen sich zur gemeinsam erfolgreicheren Jagd und die Affen machen sogar viel mit Mimik, wie die Menschen sich auch ausdrücken können. Was man jedoch nicht von außen sehen kann, ist die Kommunikation telepathisch, direkt von Geist zu Geist, ohne den Körper mit Sprache oder anderen Lauten zu nutzen. Das können auch die Menschen, wenn sie wollen und sich darin trainieren. In wirklich glücklichen Ehen kommen sich Menschen so nahe, dass sie die Gedanken des anderen „lesen“ können, gleiches denken oder die Gedanken des anderen aufnehmen und aussprechen.
In spirituellen Kreisen jeglicher Religionen heißt es, dass sich Erleuchtete zusammen finden und kein Wort miteinander reden müssen, dass sie sich rein gedanklich, energetisch austauschen, man könnte auch sagen, auf reiner Ebene austauschen, ohne dass ihre Informationen den Weg durchs denkende Gehirn machen müssen, dort beim einen so und beim anderen anders interpretiert und ausgedrückt werden und die ursprüngliche Wahrheit und Klarheit durch die individuelle Ansicht des individuellen Denkens verfälscht, verändert, verwischt oder verschmutzt wird.
Da sind wir schon auf einer heißen Spur, dass die Sprache durch die individuellen Gedanken entsteht und durch die individuelle Sichtweise eine gemeinsame klare Haltung oder das Erkennen von Wahrheit sehr schwierig bis unmöglich macht.
Die individuellen Gedanken und das daraus resultierende Gerede der Menschen über ihre Eigenschaft, als einzige Art auf dieser Erde Sprache zu besitzen und sprechen zu können, sind kein Segen, sondern ein Fluch für die Menschheit.
Deshalb gibt es in spirituellen Orden Übungen, sich mindestens für einen Tag oder länger der Sprachanwendung zu enthalten. Die Folge ist, dass neben Vernünftigem die große Flut von überflüssigen und meist schlechten Äußerungen in Sprache gekleidet vermieden wird und man anfängt, sich selbst zu kontrollieren, sich selbst kennen zu lernen, vor allem der einem inne wohnende Mechanismus, immer reden zu wollen, zu müssen, Stellung beziehen zu müssen, eine eigene Meinung präsentieren zu müssen.
Schaut Euch die Erde an. Welche Spezies belügt und betrügt ihre eigene Art nach Strich und Faden, welche Spezies erfindet die unmenschlichsten Tötungsmaschinerien, um mit sich selbst, mit der eigenen Gattung Krieg zu führen, welche Spezies leidet an Größenwahn, an Machtwahn, an Geldgier, ja welche Spezies hat überhaupt das Geld erfunden, um ganze Völker und Staaten zu verschulden und zu verknechten? Welche Spezies richtet nicht nur ihresgleichen, sondern die gesamte Natur zugrunde, welche Spezies hält sich für die Krönung der Schöpfung in gleichzeitiger Missachtung allen anderen Lebens, quält Tiere und Pflanzen und die Erde, die Luft und noch vieles mehr?
Es ist der Mensch, wie Ihr schon längst wisst und er kann die Greueltaten alle nur deshalb als einziger vollbringen, weil er über Sprache verfügt und dem folgend schreiben kann. Mit Sprache und Schrift wird belogen und betrogen, denunziert und hintergangen, beleidigt und beschimpft und noch viel mehr Schlechtes angestellt, viel mehr als Gutes dabei heraus käme. Das sieht jeder am Zustand der Menschheit und der Umwelt, dazu brauche ich keine weiteren Beweise anzuführen.
Es gibt viele weise Sprüchlein angefangen von „Vor Gebrauch des Mundwerkes bitte Gehirn einschalten“ bis hin zu dem Sieb, was man laut Sokrates anwenden soll, bevor man etwas sagt:
Ein Bekannter des Sokrates kam auf diesen zu und begann mit den Worten „Weißt du, was ich gerade über einen deiner Freunde gehört habe?“ worauf Sokrates ihn sofort stoppte und sprach „Warte, bevor du mir etwas sagst, will ich mit dir einen kleinen Test machen. Ich nenne ihn den Test der drei Siebe“, worauf der Bekannte verwundert reagierte, aber gespannt war, was es mit diesem Test auf sich hätte.
Sokrates sagte: „Lass uns sehen, ob dass, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurch geht.
Das erste ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir wirklich sicher, dass das, was du mir erzählen willst auch wahr ist?“
„Nein“ sagte der Mann, „ich habe es nur gehört und wollte es dir weiter erzählen.“
„Nun gut“, sagte Sokrates, „du weißt also nicht, ob es wirklich wahr ist, dann lass uns sehen, ob das was du sagen willst wenigstens durch das zweite Sieb geht?
Das zweite Sieb ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir sagen willst etwas Gutes?“
„Nein, im Gegenteil“ antwortete der Mann „es ist etwas ganz Schlechtes“.
„Dann schauen wir zuletzt nach, ob das was du mir sagen willst wenigstens das dritte Sieb passieren kann.
Das dritte Sieb ist das Sieb des Nutzens. Ist das, was du mir erzählen willst für mich im positiven Sinne nützlich?“
„Nein, nicht wirklich“ gab der Mann kleinlaut zu.
„Also“ sagte der Weise lächelnd, „wenn das was du mir sagen willst, weder wahr noch gut noch nützlich ist, so lass es ruhig begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
Wenn die Menschen nur diese drei kleinen Regeln anwenden würden, bevor sie ihre Sprachfähigkeit nutzen, sähe die Welt anders aus. Es herrschte Frieden und Glück und Eintracht innerhalb der eigenen Spezies und auch im Zusammenleben mit allen anderen Existenzen.
Da die Wirklichkeit ganz anders aussieht, beweist dies, dass die Sprache hauptsächlich für Schlechtes zu bewirken gebraucht wird und somit ganz klar kein Segen für die Menschheit darstellt. Reden ist Silber und schweigen ist Gold heißt ein anderes Sprichwort mit der klaren Aussage, dass es besser ist, nicht zu reden aus den zuvor dargelegten Gründen.
Da das Mundwerk nicht von selbst spricht, sondern die elektrischen Befehle dafür vom denkenden Gehirn erhält, ist das Denken der eigentliche Ursprung allen Übels, was der unbewusste Mensch gar nicht erkennt. Menschen, die im Begriff sind aufzuwachen, sich über sich selbst und der Schöpfung bewusst zu werden, die sind dann auch bereit, ihre Gedanken vor der Aussprache erst durch die drei Siebe des Sokrates zu filtern, um zu schauen, ob es dann noch gesagt werden muss. Anders ausgedrückt heißt dies, dass jemand anfängt bewusst zu leben und nicht unbewusst daher zu plappern und die Atmosphäre zu verschmutzen zu seinem und der anderen Schaden. Zur eigenen Übung des sich bewusst werden, was in einem alles so abläuft und was für Schlechtigkeiten und Unwahrheiten und Überflüssigkeiten sich tagtäglich durch die Mundwerke von Milliarden Menschen ergießen, ist es eine sehr gute Übung, mal einen Tag, oder drei oder eine Woche überhaupt nicht zu sprechen.
Ihr werdet staunen, welche wundervollen Begegnungen nur mit einer freundlichen Mimik zu erleben sind und vieles mehr.
Viel Spaß und viel Erfolg dabei !
Euer Menschenfreund in Südamerika